Die Heilkräutergärtnerei

Ort der Arbeit, des Wachsens und der Stille

Schloss Hirschgarten ist ein Ort der Arbeit, des Wachsens und der Stille. Die Gründung geht auf das Jahr 1250 zurück. Im Mai 2018 übernahmen wir das Gebäude Ensemble, und legten den, von einer hohen Mauer umfriedeten, Heilkräuter- und Schaugarten an, mit einer Fläche von ca. 1500 qm.
Im Jahre 2019 kultivierten wir weitere 4000 qm Anbaufläche (5 Gehminuten entfernt), den sogenannten Produktionsgarten mit ca. 40 verschiedenen Kulturen. Weitere 7 ha Grund gehören zum Schloss. Sämtliche Flächen werden nach Bioland Richtlinien bewirtschaftet. Wir ziehen unsere Pflanzen ausschließlich aus samenfestem Saatgut, und verwenden mehr und mehr eigenes Saatgut.
Durch einen minimalen Einsatz von Maschinen und eine Düngung mit Schnittgut aus Heu und Kräuterstängel, sowie Kompost, Mulch, Urgesteinsmehl, Gründüngung und Brennnesseljauche, versuchen wir eine langfristige Bodenfrucht-barkeit aufzubauen.
Unsere Gärten und Mutter Erde schenken uns so die Heilpflanzen für ca. 10 bis 15 verschiedene Kräuterteemischungen, Kräutersalze, Öle und Räucherwerk, die an Bioläden, Regionalläden geliefert und auf Märkten angeboten werden. Sie entstehen ausschließlich in Handarbeit. Von Hand gesät, geerntet, gerebelt und geschnitten, von der Sonnenkraft getrocknet, ohne den Einsatz maschineller Hilfen, und am Ende von Hand verpackt. Das garantiert die hohe Qualität und Ergiebigkeit unserer Lebens-Mittel.
Die Gärten und Flächen stehen jedem Menschen offen, denn sie sollen Orte der Verbindung mit den Pflanzen und Wesen sein – Orte des Lebens, der Beobachtung und des Lernens. Mögen die Pflanzen unsere Verbündeten sein, uns erfreuen, und uns ihre Kräfte spüren und in uns wirken lassen.

Sie sind herzlich eingeladen.

Hildegard v. Bingen & unsere Arbeit

Für mich ist die Beschäftigung mit der Heilkunde der heiligen Hildegard von Bingen (1098 – 1179) hilfreich, hochaktuell und immer wieder außerordentlich faszinierend. Indem sie Körper und Seele gemeinsam bei der Entstehung und der Therapie von Krankheiten betrachtete, hat sie die erste ganzheitliche Medizin in unseren Breiten vorgestellt. Sie war Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Bauherrin, Komponistin und eine bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte. Sie komponierte die erste Oper, reiste viel und beriet selbstbewusst die hochrangigsten Politiker und Geistlichen ihrer Zeit.

Für unsere Arbeit stehen natürlich ihre Heilkunde und die dazu gehörenden Heilpflanzen im Vordergrund, wie z.B. Bertram, Wermut und Ysop.

„Drei Pfade hat der Mensch in sich, in denen sich sein Leben tätigt: die Seele, den Leib und die Sinne“. Nur wenn diese drei Aspekte der Lebensführung ausgewogen beachtet werden, bleibt der Mensch gesund. Sie stellte fest, dass zur Heilung drei Schritte gegangen werden müssen: Einsicht, Umkehrwille und Einsatz.
Das gilt heute genau wie damals.
Das ungeheuer große Potential ihrer Heilkunst wird häufig gar nicht gewürdigt. Mit – zumeist – einheimischen Pflanzen, mit einfachen Methoden können wir unsere Gesundheit pflegen. In jedem meiner Kurse gebe ich meine Erfahrung weiter und gemeinsam stellen wir das eine oder andere Mittel her. Aus meinem persönlichen Leben sind die Mittel und Methoden nicht wegzudenken.

Bettina Hauenschild

Die Gärtnerei

Auf eine Art und Weise können wir Menschen uns als die Natur entdecken, die beginnt, sich selbst zu erklären. Die Natur ist eine Künstlerin und über die Jahrmillionen haben Lebewesen unterschiedlichste Strategien entwickelt, um sich an das Leben auf der Erde anzupassen.

So wird davon ausgegangen, dass es ohne die Pilzwelt für Pflanzen gar nicht möglich gewesen wäre, sich auf dem Planeten Erde zu etablieren. Pilz und Pflanze gingen eine Symbiose ein. Erkenntnisse wie diese sind überwältigend und formen für uns einen der vielen Zugänge zum Verständnis der heutigen Welt. Es gibt aber auch Zugänge, die wir noch nicht wirklich verstehen können. Bewusstseinsverändernde Zustände, die durch Meditation oder Induktion psychoaktiver Pflanzen und Pilze hervorgerufen werden, können dies verdeutlichen. So oder so besitzen wir aber faszinierende Möglichkeiten um Vorgänge in uns, in Pflanzen und anderen Lebewesen zu beobachten und zu beschreiben; Stück für Stück.
Schloss Hirschgarten bietet hierbei ein ideales Umfeld, um mich mit der Arbeit mit mir selbst, dem Garten und den hier lebenden Pflanzengeistern auseinanderzusetzen. Es ist möglich, mich mit dem gesamten Zyklus der Pflanze zu verbinden – von der Aussaat der ersten Quickpots im Februar bis hin zur zuletzt geernteten Pflanze im September und den Wurzeln im Oktober.
Ich bin ganz nah dabei, denn Aufzucht, Pflege und Ernte erfolgen nach wie vor mit der Hand. So bleibt die Verbindung zwischen Menschen und Boden und Pflanzen intakt. Die Pflanzen können durch ihre Höhen und Tiefen begleitet werden und über die Saison entsteht zwischen mir und den Pflanzen eine Art Symbiose – sie können mich, sowohl auf psychischer als auch physischer Ebene, lehren und heilen.

Leonhard Bliestle, der Gärtner

Kulturen & Produkte

In unserem Schaugarten wachsen ca. 90 verschiedene Kulturen. Nicht alle werden zu Kräuterteemischungen verarbeitet. Einige, wie z.B. die Weinraute, die Hirschwurzel, die Nachtkerze und Mariendiestel sind für den Garten und seine Gäste da und natürlich für die Kräutergartenführungen, die jeden ersten Sonntag des Monats stattfinden. Eine Auswahl unserer Kulturen sind: Artemisia annua, Artemisia vulgaris, Alant, Andorn, Anis Ysop, Bergamotte, Dost, Engelwurz, griechischer Bergtee, Herzgespann, Heilziest, Karde, Meisterwurz, Moxakraut, Quendel, Tulsi, Verbene…

Die Heilkräuter werden zum großen Teil zu Teemischungen verarbeitet, aber auch Kräutersalze werden gemischt aus deutschem Tiefensalz, oder das beliebte Feuersalz mit Ingwer, Vanille, Knoblauch und eigenen Chilis in Bio Qualität. Als kulinarische Ergänzung stellen wir ein scharfes Speiseöl her, auf der Grundlage eines biologischen Olivenöls und selbst gezogenen Chilis – Habaneros.

Ein weiterer Zweig sind die Räucherwaren. Der Rauch bringt das Wesen und den Geist der Pflanze wieder zum Vorschein. „Wohl Sein“ zum Beispiel ist eine wohlriechende Mischung besonders für die Meditation – oder „Abendrauch“.

Ab Mai gibt es bei uns selbstgezogene Jung-pflanzen in Bioland Qualität zu kaufen. Wir bieten sie in Tontöpfen an, die wir von einer der letzten Brennereien in Deutschland beziehen. Gut für das Klima, die Umwelt und natürlich für die Pflanzen.

Alle unsere Produkte können Sie gerne in unserem SHOP bestellen (außer Jungpflanzen).

Mögen sie in die Welt hinausgehen und uns Menschen erfreuen und nähren.

Verarbeitung

Unsere Heilkräuter werden alle von Hand geerntet, meist mit einer japanischen Handsichel. Der Erntezeitpunkt ist verschieden. Vom frühen Morgen bis zum Nachmittag. Die Königskerzenblüten und Wegwartenblüten müssen z.B. in den frühen Morgenstunden geerntet werden, da sie sonst ihre Kraft und Farbe verlieren. Für die meisten Heilpflanzen ist der geeignetste Zeitpunkt vor der Mittagshitze. Wenn die Sonneneinstrahlung zu kräftig wird, benutzen die Pflanzen ihre ätherischen Öle zur Kühlung und somit gehen sie verloren.

Nach der Ernte werden sie von Hand gerebelt, d.h. von ihren dicken Stängeln befreit und anschließend sorgsam geschnitten, oder als Ganzblattware direkt in die Trocknung gebracht. Die Trocknung ist das Herzstück in der Pflanzenverarbeitung. Sie befindet sich bei uns unter dem Dach. Jeden Morgen müssen sie auf den mit Stoff bezogenen Holzrahmen gewendet werden, damit die Trocknung schnellstmöglich zu Ende gebracht wird. So wird verhindert, dass sich die wertvollen Inhaltsstoffe und ätherischen Öle verflüchtigen. Nach der Trocknung werden die Drogen (getrocknete Pflanzen) in große dicke Papiersäcke gefüllt, bis der Moment kommt, an dem sie zu Teemischungen weiterverarbeitet werden.

Nach unseren selbst entwickelten Rezepturen werden sie zusammengestellt, oder es werden neue Mischungen kreiert. Ein Prozess, der mit vielen Kostproben verbunden ist, an denen alle im Schloss teilhaben müssen. Anschließend werden die Mischungen von Hand verpackt und etikettiert. So sind wir eine echte Manufaktur, mit einem geringstmöglichen Einsatz von Maschinen, und arbeiten äußerst Ressourcen schonend und der Heilkraft unserer Pflanzen zuträglich. Sie können es spüren und schmecken.

Kräuterschule & Seminare

Als wir ein Objekt suchten für unser Projekt, suchten wir nicht nur nach einem Standort für die Kräutergärtnerei, sondern auch für einen Seminarbetrieb, um das Wissen und den Umgang mit den Heilpflanzen zu teilen.

Gemeinsam mit der Kräuterfrau Anna Hutter entwickelten wir die KRÄUTERSCHULE, ein Seminarprogramm, das sich an den Pflanzen und den Jahreszeiten orientiert. Wir begleiten die Pflanzen in ihrem Jahreslauf, von den Rinden und den Knospen zu den ersten Frühjahrsblühern und weiter bis zur Wurzelernte im Herbst. Aus den gemeinsam geernteten Kräutern werden Salben, Tinkturen und Elixiere nach alten Rezepten zubereitet. Auch das Kulinarische kommt nicht zu kurz, wie z.B. das Backen von Energiekeksen nach Hildegard von Bingen, das Zubereiten von Löwenzahnwurzel-Kaffee und die Kunst des Haltbarmachens. Auch die Geschichten, die sich um die alten Traditionen und die Pflanzenwelt ranken unterstützen uns dabei, von und mit den Pflanzen zu lernen.

Das Programm erweitert sich von Jahr zu Jahr, neue Schwerpunkte (wie z. B. die Selbstversorgung) werden gesetzt und Dozentinnen von außerhalb kommen hinzu.

Das diesjährige Programm finden Sie HIER.

Bettina Hauenschild

Ein magischer Ort

Bevor ich den Garten betrete, läute ich an einem kleinen Glöckchen, das sich am Torbogen des Gartens, befindet. Dies ist ein Moment des Grußes an alle Pflanzen und für mich ein Moment des Innehaltens, bevor ich das Reich dieser Pflanzen betrete.

Sie sind auf dem Papier zunächst einmal pflanzliche Rohstoffproduzenten. Vielmehr als das sind sie für mich jedoch liebevolle Wegbegleiter und geduldige Lehrer. Wenn ich mit einer Pflanze arbeite, nehme ich mir ab und zu die Zeit sie genauer zu betrachten. Manchmal scheint es mir so, als wäre die Pflanze von einem feinen Schleier umgeben, als wäre da ein Hauch, eine Seele.
Dann neige ich mich zur Pflanze und atme tief ein. Mit meinem Einatmen atme ich den Dunst, den Hauch der Pflanze, ihren Duft in mich ein. So nehme ich einen Teil von ihr in mich auf. Wenn ich ihr Raum gebe, sich in mir zu entfalten, spüre ich ihren Hauch, ihre Seele in mir. Sie wirkt unmittelbar auf mich, auf meinen Körper, meinen Geist und meine Seele. Wenn ich eine Pflanze häufiger besuche, spüre ich ihre Wirkung für meinen Lebensweg und in mir entsteht eine Verbindung zu ihr.
Diese intensiven Begegnungen mit den Heil-pflanzen, Kräutern und Wildkräutern sind es, die diesen Ort für mich magisch machen. Unsere Pflanzen geben uns ihre Heilkraft, ihren Ertrag und im täglichen Umgang ihre Weisheit. Wir entrichten ihnen als Dank die liebevolle Pflege und ein genaues Hinschauen. Auch unsere mehrfach jährlichen Räucherungen unserer Gartenflächen sind Zeichen des Dankes und des Grußes an die Pflanzen.

Anna Rike Schult, Mitarbeiterin

Gehölze

In jede Gärtnerei und jeden Garten gehören Gehölze. Unsere alten Verbündeten und Lebensluftspender. Sie geben uns Schutz und Kraft, Inspiration und Ruhe, und halten die Rückzugsorte bereit, für all die Wesen, die die Gärten mit uns zusammen hegen und pflegen.

Vor dem Eingangstor stehen 2 große Hainbuchen; sie sind die beiden Torwächterinnen und Beschützer des Schlosses. Im Eingangsbereich, direkt hinter dem Tor, steht ein alter Maul-beerbaum mit seinen schwarzen Früchten. Er sorgt für die allumfassende kosmische Ordnung. Auf dem Weg zum Schaugarten wachsen unsere 4 großen Freunde auf der ehemaligen Miste:
2 Rosskastanien und 2 Ahorne. Sie sind die großen Schattenspender für das Gartencafé.
Im Schaugarten, direkt inmitten der Pflanzen, haben wir eine alte Gleditschie stehen lassen. Sie wirft einen lichten Schatten auf die Kulturen und sammelt, da sie eine Leguminose ist, Stickstoff. Weitere Gehölze befinden sich im Schaugarten wie, Kornelkirsche, deutsche Mispel, Felsenbirne (Foto), Aronia, Wildapfel, Speierling, Obstbäume, ein uralter Weißdorn, Rosen und Magnolien. Auf der Rückseite des Schlosses steht eine mächtige Winterlinde mit einem Stammumfang von 3,60 m, unser Hausbaum. Die Linde steht für Heilung und Frieden und sie schenkt uns ihre vielen Blüten für Teemischungen. Im hinteren Teil jenseits des Wassergrabens, im „wilden Hain“, wachsen alte Eichen, Lärchen, Tannen, Gingko, Eiben, Ebereschen, viel Efeu, ein uralter ca. 6m hoher Wacholder, ein Ort für unsere Ahnen, eine Trauerweide, ein Mammutbaum, Espen, Birken, Eschen, Baumhasel, Walnuss, Ilex, am Wassergraben unzählige Erlen, die für die weiblichen Kräfte stehen, und in allen Ecken des gesamten Geländes, der Holunder, unsere große Beschützerin.
Eine Vielfalt, für Insekten, Vögel, Pilze und uns Menschen und Wesen, an der wir uns erfreuen und laben können.

Das Biotop – der heilige Hain

Auf unserer größten zusammenhängenden Grünlandfläche von 4 Hektar, errichten wir seit Herbst 2022 ein ca. ein 0,5 Hektar großes, eingezäuntes Biotop. Ein Kraftort für unsere umliegenden Flächen, indem sich eine Vielfalt von Insekten, Vögeln und Pflanzen ansiedeln können und die wilde Energie in das Umland fließen kann.

Zu Beginn pflanzten wir ca. 200 Bäume und Sträucher, die trockenheitsresistent und wichtige Nähr- und Brutgehölze für Vögel, Bienen und Schmetterlinge sind. Durch den späteren vermehrten Laubabwurf, wird es zu einem kontinuierlichen Humusaufbau kommen. Zusätzlich erweitern Stein- und Altholzhaufen, sowie sich selbst aussäende Stauden und Kräuter, den Lebensraum für all die Lebewesen.
Einer unserer Grundgedanken ist, dass dieser „heilige Hain“ ein größerer Rückzugsort wird, im Gegensatz zu herkömmlichen Agroforststreifen oder Blühstreifen. Hier kann ein Leben entstehen ohne Wildverbiss und Menschentritt – der Hain wird sich selbst überlassen werden.

Im Zentrum steht ein kleiner Erlenholz Tempel, der einen Bergkristall beschützt, eingebettet in einen Weissdornhain, als Dank an Mutter Erde.

Die Gärtnerei

… ist das Herzstück des Projekts. Sie teilt sich in zwei Flächen auf: einen Schaugarten auf dem Schlossgelände nach dem Vorbild mittelalterlicher Klostergärten und einem Produktionsgarten außerhalb der Schlossmauern. Dieser Garten wird mit Streuobstwiese (alte Sorten), Schafweide, Vogelschutzhecke, Feuchtbiotop und größeren Anbauflächen für Heil- und Teepflanzen auch der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Wir bauen bio-zertifizierte Tee- und Heilpflanzen für den Verkauf an und Gemüse zur Selbstversorgung. Pflanzenbegeisterte sind sehr willkommen, mitzuhelfen bei Ernte und Anbau! Sprechen Sie uns an!
DE-ÖKO-006